1. Wer war MM und was wollte sie mit ihrer Pädagogik?
Maria Montessori leitete als erste promovierte Ärztin in Italien ab 1907 ein Kinderhaus in Rom. Durch die Beobachtung von Kindern entwickelte sie ein pädagogisches Konzept zur Begleitung und Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren. Inhalte und Methoden ihrer Pädagogik beruhen auf ihren Erkenntnissen über die Gesetzmäßigkeiten von Entwicklung.
Das Ziel der Montessori-Pädagogik ist es, das individuelle Wachstum der Kinder und Jugendlichen so zu begleiten und zu fördern, dass diese mit Wahlmöglichkeiten und Selbstbeteiligung ganzheitlich lernen können, ihren Platz in der Welt erkennen können und fähig sind, Verantwortung für sich zu übernehmen und am Frieden in der Gesellschaft mitzuwirken.
Die Montessori-Pädagogik ist weltweit verbreitet und durch ihre Organisationen AMI und Montessori Europe vernetzt.
2. Was sind Montessori-Kinderhäuser?
Die Bezeichnung Kinderhaus für vorschulische Einrichtungen geht begrifflich auf die erste von Maria Montessori 1913 in Rom gegründete Einrichtung Casa die Bambini zurück. Rechtlich ist es gleichbedeutend mit den bei uns üblichen Bezeichnungen für die Kindertagesstätte. Neben den Vorgaben des rheinland-pfälzischen Kindertagesstättengesetzes haben die Kinderhäuser unseres Bundeslandes an der Pädagogik Montessoris orientierte Qualitätsmerkmale erarbeitet, an deren Weiterentwicklung sie arbeiten.
Das Ziel einer größtmöglichen Selbständigkeit geht einher mit einem sicheren Bindungsaufbau und, neben umfangreichen Bewegungsangeboten, einer großen Palette geeigneter Materialien zu den Bereichen Übungen des Täglichen Lebens, Sinne, Schreiben und Lesen, sowie Einblicke in die Welt der Zahlen. Die Materialien sind Entwicklungsmaterialien und tragen den Empfänglichkeiten (Sensibilitäten) dieser Phase Rechnung. Die Pflege der eigenen Person wie auch der Umgebung und sozialen Beziehungen ist neben der Präzision der Bewegung Schwerpunkt dieser Zeit. Zeigt ein Kind Bereitschaft und Interesse für Buchstaben und Zahlen, bekommt es gezielte Angebote. Der Übergang zur Schule lässt sich gut vorbereiten und flexibel gestalten.
3. Worin unterscheiden sich Montessori-Schulen von anderen Schulen?
Demzufolge verstehen sich Montessori-Schulen nicht als Schulen, die nach Begabung sortieren, in denen die Kinder im ungünstigen Falle „Sitzenbleiben“, vielmehr steht im Zentrum der Arbeit die persönliche Entwicklung jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen. In altergemischten Klassen lernen Kinder und Jugendliche miteinander, auf Noten wird, soweit dies staatliche Vorgaben zulassen, zugunsten persönlicher Lernrückmeldungen verzichtet.
Maria Montessori gesteht jedem Kind Potentiale zu und sieht Entwicklung als inneren Prozess, den Erwachsene unterstützen und begleiten, aber nicht bestimmen können. Montessori-Pädagoginnen und –pädagogen schaffen in einer „vorbereiteten Umgebung“ die individuellen Rahmenbedingungen und helfen jedem einzelnen Kind, seinen eigenen Weg zu finden.
Demzufolge verstehen sich Montessori-Schulen in Rheinland-Pfalz als inklusive Schulen, rechtlich gesehen als Schwerpunktschulen nach dem rheinland-pfälzischen Schulgesetz.
4. Was bedeutet Freie Arbeit?
Methodisch umgesetzt wird dieser Anspruch insbesondere in der Freien Arbeit, einer intensiven Lernphase meist zu Beginn des Tagesablaufs, in der die Kinder sich mit selbst gewählten Lerninhalten und Materialien befassen und dokumentieren. Individuelle Einführungen durch anwesende Erwachsene sind selbstverständlich möglich, ansonsten bedingt der Respekt vor der Arbeit der anderen Kinder Ruhe und Konzentration.
Vergleichsstudien mit anderen Schulen zeigen, dass Kinder und Jugendliche an Montessori-Schulen gleich viel, in der Regel sogar nachhaltiger lernen. Besonders anerkannt werden ihre Kompetenzen in der Arbeitsplanung und in der selbständigen Arbeit.
5. Was bedeutet kosmische Erziehung?
Kosmische Erziehung ist kein Unterrichtsfach, sondern ein übergreifendes Programm, ein Studienplan für die zweite Entwicklungsphase (6-12). Alle Aspekte des Wissens von Welt und Kosmos und der Stellung des Menschen in diesem Großen Ganzen sind Gegenstand de Interesses und der Betrachtung.
Maria Montessori erkannte, dass alles in unserem Kosmos miteinander in Beziehung steht, die belebte wie die unbelebte Materie. Dieses Beziehungsgeflecht und die besondere Verantwortung des Menschen darin zu vermitteln, ist das Ziel der kosmischen Erziehung.
6. Berufsvorbereitung
Im Hinblick auf das Ziel der Selbständigkeit sorgen Montessori-Schulen dafür, dass Kinder und Jugendliche möglichst früh und regelmäßig mit Berufsfeldern und Erwerbstätigkeit direkt in Berührung kommen. Frühe Praktika haben zum Ziel, durch Einblicke Orientierungen in den unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen zu gewinnen und mit den dort handelnden Personen in Kontakt zu treten. In der Schule selbst stellen die „kleine Arbeit“ und die „große Arbeit“ zu frei gewählten Themen Übungsfelder zur selbständigen Präsentation vor Publikum dar.
7. Welche Abschlüsse können an einer Montessori-Schule erreicht werden?
Da alle Montessori-Schulen in freier Trägerschaft staatlich anerkannte Ersatzschulen sind, können alle Schulabschlüsse nach erfolgreichem Abschluss der jeweiligen Schulstufe/Schulart, die Berufsreife (Hauptschulabschluss) und den qualifizierten Sekundarstufen 1-Abschluss (Realschulabschluss), in Landau bis zum Abitur vergeben werden. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf können den jeweiligen Abschluss in ihrem Förderschwerpunkt erhalten.
8. Was bedeutet „Schule in freier Trägerschaft“?
Montessori-Schulen in freier Trägerschaft sind staatlich anerkannte Ersatzschulen nach dem rheinland-pfälzischen Privatschulgesetz und unterliegen dem Gemeinnützigkeitsgebot. Nach dreijähriger Bewährungszeit werden ihre Lehrkräfte wie vergleichbare staatliche Schulen mit staatlichen Mitteln refinanziert. Dies gilt teilweise auch beim Erwerb von Gebäuden. Befristet aus Eigenmitteln finanziert werden müssen die ersten drei Jahre und dauerhaft Sachkosten und Personalkosten, etwa für Doppelbesetzungen während der Freien Arbeit, sowie ein großer Teil von Investitionskosten.
Diese Finanzierungslücke macht freiwillige Elternspenden erforderlich, deren Höhe sich nach den Bedürfnissen der Schule richtet. Diese bewegen sich im Rahmen des rechtlich Zulässigen und sind sozial gestaffelt.
9. Welche Kinder können in Montessori-Schulen aufgenommen werden?
Grundsätzlich verstehen sich Montessori Schulen als „Schulen für alle“!
„Hilf mir, es selbst zu tun!“ ist ein Leitsatz in der Montessori-Pädagogik und erinnert daran, dass Kinder selbständig werden und Verantwortung übernehmen wollen. Montessori-Einrichtungen erwarten Übereinstimmung mit Eltern darin, dass diese Geborgenheit und Liebe schenken, ihren Kindern durch verlässliche Tagesabläufe Sicherheit geben, Neugierde teilen, Respekt vor Mitmenschen und allen Lebewesen vorleben.
Auf der Basis eines ausreichenden Vertrauens in die Selbstkompetenz ihres Kindes stehen die Montessori-Einrichtungen grundsätzlich allen Kindern offen. Am Tag der offenen Tür kann ein Eindruck darüber gewonnen werden, ob das Konzept der Schule den Vorstellungen des Kindes/Jugendlichen und der Eltern entspricht. Nach ausführlichen Informations-Elternabenden und dem Besuch eines Elternseminars wird die Entscheidung in einem Aufnahmegespräch getroffen. Nach einer Aufnahme erwartet die Schule eine regelmäßige Teilnahme an Elternversammlungen.
10. Gibt es Qualitätsstandards für die Umsetzung der Montessori-Pädagogik?
Die im deutschen Montessori-Dachverband organisierten Schulen haben einen Qualitätsrahmen zur Umsetzung ihrer Pädagogik erarbeitet. Dieser beinhaltet neben den strukturellen vor allem Faktoren der Durchführung, d.h. die Qualität der Zusammenarbeit mit Eltern und der Lehrkräfte untereinander, die Qualität der Beobachtung und Leistungsrückmeldung sowie die Haltung gegenüber den Kindern und Jugendlichen.
11. Welche Kompetenzen brauchen Montessori-Pädagoginnen und –pädagogen?
In unseren Einrichtungen tätige Lehrkräfte benötigen neben den staatlichen Zertifizierungen (Lehramtsprüfungen, Unterrichtserlaubnis) eine Zusatzausbildung, ein Montessori-Diplom. Auf dieser Grundlage erwarten unsere Bildungseinrichtungen von ihren Pädagoginnen und Pädagogen die Umsetzung des Qualitätsleitfadens in ihrem Einflussbereich, die Mitarbeit an seiner Weiterentwicklung.